Aus Erfahrung klüger

„Die IG Metall macht keine halben Sachen. Und sie lernt aus Erfahrungen. Das zeigt das Buch »Aufrecht gehen«, in dem die ersten drei Jahre des »Gemeinsamen Erschließungsprojekts« (GEP) in Baden-Württemberg ausgewertet werden. (…)

Mit dem im VSA-Verlag erschienenen Buch wird eine erste Zwischenbilanz gezogen. Und das auf eine Art, die interessanter ist als in gewerkschaftlichen Publikationen oft üblich. Besonders die Reportagen aus zehn Betrieben, vom Daimler-Werk bis zu einem der Holzverarbeitung, geben einen guten Einblick in die konkreten Erfahrungen.“

Daniel Behruzi bespricht in der jungen Welt das von der IG Metall-Baden-Württemberg herausgegebene Buch »aufrecht gehen – wie Beschäftige durch Organizing zu ihrem Recht kommen«, an dem auch wir beteiligt waren.

Abschied von den Stellvertretern

„Doch erst die Reportagen aus zehn sehr unterschiedlichen Betrieben in Baden-Württemberg vermitteln tatsächlich, worum es bei dem Erschließungsprojekt eigentlich geht. Ob Daimler-Werk Stuttgart-Untertürkheim, Holzverarbeiter Dold aus Südbaden, Automobilzulieferer Magna in Neckarsulm – durch sie bekommt man eine Vorstellung von den alltäglichen Kämpfen am Arbeitsplatz und wie Menschen sich zu trauen beginnen, ihre Stimme zu erheben – das macht diese Zwischenbilanz der Gewerkschaft ungewöhnlich berührend.“

Die Kollegin Ines Wallrodt bespricht im Neuen Deutschland das von der IG Metall-Baden-Württemberg herausgegebene Buch aufrecht gehen – wie Beschäftige durch Organizing zu ihrem Recht kommen, an dem auch wir beteiligt waren. Vielen Dank dafür!

„Belegschaftsumfragen, Unterschriftensammlungen, Gespräche vor den Werkstoren – mancher Bericht von betrieblichen Aktionen wirkt zunächst wenig aufregend. Aktivenkreise, die ein Flugblatt selbst verfassen? Betriebsräte, die sich an den Bedürfnissen der Beschäftigten orientieren? Was denn sonst?

Selbstverständlich ist das aber nicht. Tatsächlich verbirgt sich hinter solchen Berichten eine kleine Revolution in der Betriebsarbeit von Gewerkschaften, die zunehmend mit Routinen brechen. Sie warten nicht mehr ab, bis die Beschäftigten von sich aus zu ihnen kommen, sondern gehen selbst hin und fragen, wo der Schuh drückt. Vor allem bedeutet die neue Herangehensweise eine Abkehr von der Stellvertreterpolitik, bei der der Betriebsrat die Probleme der Beschäftigten regelt, ohne dass die etwas davon mitkriegen, aber auch, ohne sie nach ihrer Meinung zu fragen. Dies erfordert indes nicht nur auf gewerkschaftlicher Seite ein Umdenken, sondern auch aufseiten der Beschäftigten, die ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen müssen, statt die Verantwortung auf andere zu schreiben.“

Quelle: Neues Deutschland, 19.07.2018

Billig ist zu teuer

Der Arbeitskampf bei Ryanair zeigt, wer die Zeche für das Geschäft mit den günstigen Flügen zahlt. Von Jörn Boewe, der Freitag 33/2018

Lange war dieser Streik überfällig, und er traf mitten ins Schwarze: Piloten von Europas wichtigster Billigfluggesellschaft Ryanair ließen am 10. August in Deutschland, Belgien, Irland und Schweden die Maschinen am Boden stehen. 400 Flüge von europaweit rund 2.400 wurden gestrichen, 55.000 Passagiere konnten nicht wie geplant befördert werden. Die Ryanair-Aktie brach um 4,2 Prozentpunkte ein. Seit Ende Juli das Flugbegleitpersonal des Billigfliegers in Belgien, Italien, Portugal und Spanien die Arbeit niederlegte, hat das Papier rund ein Fünftel seines Börsenwerts verloren. Ryanair-Chef Michael O’Leary, sonst berühmt für seine großmäuligen Sprüche, war ganz still.
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