Building up shop floor power: the key to the Amazon labyrinth

The Cost of Free Shipping: Amazon in the Global Economy is the title of an anthology published by Pluto Press in mid-September, to which we contributed a chapter („Amazon Strikes in Europe: Seven years of Industrial Action, Challenges and Strategies“, pp. 209 ff.). The book was  edited by the two Californian sociology professors Ellen Reese and Jake-Alimahomed Wilson and includes 17 articles on the rise of Amazon to global power and the experiences of workers‘ and community resistance against the aggressive rollover of the tech and retail giant.

„This is not a book about Amazon’s amazing success but rather a compendium of essays analyzing various aspects of the Amazon operation from a strong pro-worker and anti-monopoly point of view – a point of view that could become mainstream, not just in Amazon’s case but for all Big Tech,“ writes Stas Margaronis in a review in the American Journal of Transportation.

The last half sentence perhaps sounds a bit overoptimistic to us, but we’ll see what the future brings. In any case, the Labornotes are correct, where Joe De Manuelle-Hall comments on the book: „While the organizing is nowhere near the scale it needs to be, the authors avoid seeming bleak or defeatist. Amazon’s network is vast and can absorb disruption-or even live with traditional unionization, as the case of France shows. To plant a viable foothold would require store floor power in, at a bare minimum, a handful of connected facilities, which would enable workers to impact deliveries while circumventing the company’s multiple layers of protection.this power, several of the authors argue, must be based in fights over control of working conditions and productivity, not just wages.“ Weiterlesen

In die Offensive

Gewerkschaften: Beschäftigte zeigen Engagement trotz Social Distancing – und feiern Erfolge. Johannes Schulten, Jörn Boewe – der Freitag 19/2020, 6. Mai 2020

Kontaktsperren, Versammlungsverbot, Social Distancing – die Corona-Pandemie hat Gewerkschaften ihrer wichtigsten Druckmittel beraubt. Auch wenn es zur schrittweisen Lockerung der Ausgangsbeschränkungen kommt und die Richter in Karlsruhe das generelle Demonstrationsverbot als Teil der Corona-Kontaktsperre kassiert haben: Auf absehbare Zeit wird es schwierig bleiben, Kundgebungen zu organisieren, Forderungen zu beraten, Tarifkommissionen in Betrieben zu wählen, von Streiks und Großdemonstrationen ganz zu schweigen. Derweil wird der gesellschaftliche Konflikt zur Frage, wer am Ende die Rechnung für all die Corona-bedingten Maßnahmen, Hilfsprogramme und Verluste übernehmen soll, längst ausgefochten.
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Noch mehr schuften

Arbeit: Schlecht bezahlte Dienstleister bekommen jetzt Applaus vom Balkon. Ihre Jobs werden härter. Jörn Boewe, Johannes Schulten, der Freitag 14/2020

Die Spaltung der Arbeitswelt in Arbeiter und Angestellte hat man lange nicht so deutlich gesehen wie in diesen Tagen. Das Coronavirus sortiert die Beschäftigten: Während die einen stundenlang in Videokonferenzen hängen, fahren die anderen Tag für Tag an ihre Arbeitsstätten. Es sind vor allem Angehörige schlecht bezahlter Dienstleistungsberufe, die jetzt die soziale Infrastruktur am Laufen halten und zu Helden verklärt werden, während ihnen die Privilegierteren allabendlich vom Balkon vorm Homeoffice aus kollektiven Applaus spendieren.

Viele unserer neu entdeckten Helden arbeiten zu so niedrigen Löhnen, dass sie sich schlicht kein Auto leisten können. Sie sind auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen – staatliches Abstandsgebot hin oder her. Man darf in Berlin zwar nicht allein mit einem Buch auf der Parkbank sitzen, mit einem Dutzend niesender Mit-Passagiere im U-Bahn-Abteil aber schon. Weiterlesen

No ramp down for Amazon research

Jedes Jahr im vierten Quartal fährt Amazon sein Geschäft hoch. Saisonbeschäftigte werden fürs Weihnachtsgeschäft eingestellt – 200.000 sollen es Ende 2019 allein in den USA gewesen sein, mehrere Tausend in Deutschland.

Irgendwie hat das in dieser Saison auch auf uns abgefärbt. Amazon hat uns in Anspruch genommen wie schon lange nicht.

Boewe und Schulten am „Black Friday“ (29. Nov. 2019) in Bad Hersfeld

Im September erschien die zweite, erweiterte und überarbeitete Auflage unserer Studie „Der lange Kampf der Amazon-Beschäftigten“ bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Seit der ersten Auflage 2016 ist viel passiert, die Neuauflage enthält entsprechend umfangreiche neue Informationen, Einblicke und Schlussfolgerungen. Ende November hatten wir die Gelegenheit, die Broschüre beim Streik der Amazon-Beschäftigten in Bad Hersfeld vorzustellen und zu diskutieren – ausgerechnet am „Black Friday“, was ja auch einen gewissen Charme hatte. Weiterlesen

Zu nah an der Null

Dumping: Die Lufthansa will ihr Catering verkaufen. Dessen US-Angestellte arbeiten für Hungerlöhne. Von Jörn Boewe, Der Freitag, 43/2019, 23. Okt. 2019

Tausende Lufthansa-Beschäftigten in den USA arbeiten zu Armutslöhnen und unter Bedingungen, die in Europa unvorstellbar wären. Das geht aus einer Mitte Oktober von der Internationalen Transportarbeiterföderation und der US-Gewerkschaft Unite Here veröffentlichen Studie über die Lufthansa-Catering-Tochter LSG Sky Chefs hervor.

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Hoch die Internationale

Amazon: Sechs Jahre dauert der Arbeitskampf, inzwischen steht ver.di nicht mehr allein im Ring

Von Jörn Boewe und Johannes Schulten, der Freitag 41/2019, 10. Okt. 2019

Ende September legten Beschäftigte bei Amazon in Leipzig – wieder mal – für drei Tage die Arbeit nieder. Rund 400 der insgesamt 1.300 Versandmitarbeiter beteiligten sich laut Verdi am Streik. Standortleiter Dietmar Jüngling versicherte im MDR, man habe trotz des Ausstands „alle Pakete pünktlich auf die Lkw schaffen können“. Auch weil es in solchen Situationen üblich sei, „dass alle unterstützen und mithelfen“ – im Klartext: auch die Verwaltungsangestellten müssen anpacken. Man könne auch „Warenströme über andere Standorte umleiten“. Im Klartext: streikbedingte Lieferengpässe aus Leipzig werden durch die polnischen Versandzentren in Wroclaw und Poznan kompensiert.

Das Szenario erscheint mittlerweile routiniert: Die Gewerkschaft und ihr Gegenspieler laufen sich warm fürs Weihnachtsgeschäft. Alles wie immer? Nicht ganz. Amazon 2019 ist nicht mehr derselbe Konzern wie 2013, als Verdi den Kampf aufnahm. Aber auch bei den Gewerkschaften ist einiges passiert.
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„Der lange Kampf der Amazon-Beschäftigten“ im Interview mit Radio Corax aus Halle

„Mittlerweile dauert der Arbeitskampf der Beschäftigten bei Amazon in Deutschland sechs Jahre an. Die Langfristigkeit dieser Auseinandersetzung ist auch mit einer internationalen Perspektive verbunden – schließlich agiert Amazon transnational an verschiedensten Standorten. Die Aktivität von widerständigen Beschäftigten bei Amazon geht dabei vorrangig von der Gewerkschaftsbasis aus.

Schon 2015 haben Jörn Boewe und Johannes Schulten eine Studie mit dem Titel „Der lange Kampf der Amazon-Beschäftigen – Labor des Widerstands: Gewerkschaftliche Organisierung beim Weltmarktführer des Onlinehandels“ veröffentlicht. Nun ist eine zweite, aktualisierte und erweiterte Auflage der Analyse veröffentlicht worden. Aus diesem Grund haben wir mit dem Journalisten Jörn Boewe gesprochen.“

https://www.freie-radios.net/97476

Der lange Kampf der Amazon-Beschäftigten – reloaded

Dieser Tage ist die zweite, aktualisierte und erweiterte Auflage unserer Analyse „Der lange Kampf der Amazon-Beschäftigten“ (Erstveröffentlichung 2015) erschienen. Seit im Frühjahr 2013 Beschäftigte in den Versandzentren von Bad Hersfeld und Leipzig erstmals die Arbeit niederlegten, ist viel passiert.Längst hat die Auseinandersetzung eine internationale Dimension angenommen, Amazon steht beispielhaft für den Versuch, die Arbeitsbeziehungen im „digitalen Kapitalismus“ neu zu gestalten – frei von Gewerkschaften, mit gläsernen Beschäftigten, die sich den unpersönlichen Benchmarks künstlicher Intelligenz unterordnen sollen.

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„Der Kampf gegen Amazon richtet sich nicht bloß gegen ein einzelnes Unternehmen. Es ist ein Kampf um die Seele unserer Demokratie und die Zukunft unserer Wirtschaft. Wird der reichste Mann der Welt diesen Kampf entscheiden, oder wird der Kampf zu unseren Gunsten ausgehen? Ich bin davon überzeugt, dass wir uns durchsetzen können, wenn wir zusammenhalten.“

(Aus dem Vorwort von Christy Hoffman, Generalsekretärin von UNI Global Union)
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Da das Interesse an unserer Publikation ungebrochen ist – von der ersten Auflage in deutscher und englischer Sprache wurden mehr als 7000 Exemplare vertrieben – haben wir uns gemeinsam mit der Herausgeberin, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, entschlossen, eine gründlich überarbeitete Neuauflage zu veröffentlichen. Die Broschüre kann hier bestellt und als PDF-Dokument heruntergeladen werden.

The Dirty Routine on European Motorways

»Underbidding competition dominates long-distance lorry traffic on European roads. Working conditions are inhumane, and the EU initiates only half-hearted countermeasures to alleviate these inequities«, Jörn Boewe writes on the Blog braveneweuope.com. »To change things for the better«, he concludes, »the countervailing power of unions must be strengthened.«

photo: faire-mobilitaet.de
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Das Beste, was zu holen war

Frank Bsirske hat Verdi zu einer der Hauptkräfte der gesellschaftlichen Linken in Deutschland gemacht. Jörn Boewe, der Freitag 10/2019

„Spektakulär“ nannte Frank Bsirske den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst, der am Wochenende erzielt wurde. Acht Prozent, zusätzliche Lohnsteigerungen in der Pflege und eine „soziale Komponente, wie wir sie lange nicht hatten“. Für Bsirske, 67, ist es der letzte Tarifabschluss im öffentlichen Dienst. Der Verdi-Kapitän tritt im Herbst als solcher nicht mehr an und gibt das Steuer aus der Hand – zuvor musste er, klar, ein brillantes Manöver fahren.
Ein großer Kommunikator war Bsirske schon immer, glänzte darin, gerade auch die eigenen Erfolge argumentativ unter die Leute zu bringen. Auf eine Weise, die sich gar nicht großsprecherisch anfühlt. Abgesehen vom bürgerlichen Lobbyverein Bund der Steuerzahler ist natürlich jedem Menschen, der die Grundrechenarten beherrscht, klar, dass acht Prozent mehr Lohn auf drei Jahre gerechnet nicht der große Sprung nach vorn sind, mit dem der Verdi-Chef in die Geschichte eingehen wollte. Aber vielleicht sind sie das Beste, was in der derzeitigen politischen Situation herauszuholen war. Und vielleicht gilt genau das auch für die Lebensleistung von Frank Bsirske als Vorsitzendem der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft. Weiterlesen