Drei Tage nach dem Warnstreikaufruf der Gewerkschaft ver.di hat die Leitung des Berliner Uniklinikums Charité zum erstmals öffentlich Stellung zu den Forderungen der Beschäftigten genommen – eigentlich nur halböffentlich. Vier Journalisten wurden zu einem Hintergrundgespräch eingeladen – angesichts eines offenen Tarifkonflikts eine eigenartige Kommunikationspolitik, vor allem für ein öffentliche Institution.
Wie wir heute in der taz Berlin (S. 21) berichten, wies die Charité bei dieser Gelegenheit die ver.di-Forderungen der Gewerkschaft nach einem verbindlichen Personalschlüssel auf allen Stationen zurück. Was ver.di anstrebt, habe »keine gesetzliche Grundlage und würde in die Kompetenz des Arbeitgebers eingreifen«, so der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei. Die Gewerkschaft will eine Mindestbesetzung in der Krankenpflege durchsetzen. Erste Streiks sind für Montag und Dienstag geplant, mit der Schließung kompletter Stationen wird gerechnet. Man habe deshalb »alle planbaren Operationen abgesagt«, sagte Frei.
Ver.di fordert genug Personal, dass eine Pflegekraft auf Normalstationen nicht mehr als fünf Patienten versorgen muss. Momentan sind es nach Charité-Angaben im Schnitt zehn – die Gewerkschaft spricht von zwölf und mehr. Frei räumte ein, dass die Belastung des Pflegepersonals in den letzten Jahren stark zugenommen habe, die Zahl der Überstunden bei den rund 4000 Krankenschwestern und -pflegern sei aber »stabil«. Vielleicht ist genau das Teil des Problems, denn sie lag vor zwei Jahren schon bei 132 000.
Im Übrigen gebe es »keinen Anhaltspunkt, dass die Situation so dramatisch ist, dass die Versorgungsqualität leidet«, meint Frei. Dass zusätzliches Personal den Gesundheitsschutz der Pflegekräfte verbessern würdem, sei »mit wissenschaftlicher Evidenz nicht herleitbar«.