Tom Krebs, Professor für Makroökonomik und Wirtschaftspolitik an der Universität Mannheim, forscht zu den Auswirkungen von Wirtschaftskrisen auf Wachstum und Lebensqualität und ist Mitglied der Mindestlohnkommission. In seinem Buch „Fehldiagnose. Wie Ökonomen die Wirtschaft ruinieren und die Gesellschaft spalten“ kritisiert er die marktliberale Krisenpolitik und warnt vor langfristigen Folgen, die Deutschlands Wirtschaft bedrohen. Jörn Boewe hat mit ihm für die Wochenzeitung der Freitag (44/2024) gesprochen: über das Scheitern der Ampel-Koalition, die gefährliche Rolle der Mainstream-Ökonomen und die Folgen für unsere Gesellschaft.
VW vor der Zerreißprobe
Am 10. September ging das Schreiben bei der Bezirksleitung der IG Metall ein: Insgesamt sechs Tarifverträge, die Volkswagen mit der Gewerkschaft geschlossen hatte, kündigte das Unternehmen auf – darunter die seit 30 Jahren gültige „Beschäftigungsgarantie“. Dieser Schritt war bereits seit mehreren Tagen erwartet worden. Nun sind betriebsbedingte Kündigungen bei VW ab Mitte 2025 möglich. Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo sprach von einem „historischen Angriff auf unsere Arbeitsplätze“. Doch wie konnte es so weit kommen, dass der Weltkonzern derart in die Schieflage geriet? Jörn Boewe begibt sich im aktuellen Freitag (37/2024) auf die Suche nach einer Antwort. >>> Artikel als PDF >>>
Planlos ins Desaster
Die EU macht mit Einfuhrzöllen auf chinesische E-Autos ernst – doch welchen Preis zahlen wir dafür? In unserem Artikel „Planlos ins sozial-ökologische Desaster: Das Versagen der europäischen Autoindustrie“ in der aktuellen Ausgabe der Blätter für deutsche und internationale Politik analysieren wir, wie Brüssel mit einer neuen protektionistischen Strategie versucht, europäische Automobilkonzerne zu schützen. Doch statt der heimischen Industrie zu helfen, könnte die Maßnahme Millionen Arbeitsplätze gefährden und den Fortschritt in der ökologischen Verkehrswende bremsen. Ist die europäische Autoindustrie dabei, den Anschluss endgültig zu verlieren? Was sind die Hintergründe für die Krise der traditionellen europäischen Hersteller? Welche Rolle spielt die Industriepolitik? >>>
Wer in der Krise am Lenkrad sitzt
Alarm in der Autoindustrie: Ausgerechnet bei Bosch, dem weltgrößten Zulieferer, geht die Belegschaft auf die Barrikaden – aus Angst vor Stellenabbau und Wut über die Abkehr des Managements von der Sozialpartnerschaft. Bei den Protesten gegen den Stellenabbau beim weltgrößten Automobilzulieferer Bosch geht es auch um die Frage: Kann die IG Metall verhindern, dass die Beschäftigten unter die Räder der Transformation kommen? Unsere Hintergrundstory im aktuellen Freitag (13/2024). Am Kiosk und im Abo.
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GDL vs. Bahn: Beide Seiten sind schuld an den Streiks? Unsinn!
Mit 28 Eisenbahn-Unternehmen hat die Fahrpersonalgewerkschaft GDL genau das vereinbart, was sie vom Management der DB AG fordert. Doch das Staatsunternehmen versucht, sich auf Kosten der eigenen Beschäftigten einen Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern zu sichern. Von Jörn Boewe, der Freitag 10/2024
Mit der Deutschen Bahn zu verreisen, wird von Jahr zu Jahr abenteuerlicher. Inzwischen ist man froh, wenn man überhaupt noch ankommt. Wer mit dem ICE in die Schweiz fährt, muss an der Grenze in einen Zug der Schweizer Bundesbahn (SBB) umsteigen – die Eidgenossen wollen sich von der Deutschen Bahn nicht mehr ihren Taktfahrplan durcheinanderbringen lassen. Lange her die Zeiten, in denen das deutsche Eisenbahnwesen als Vorbild in Technik, Betrieb und Organisation galt.
„In Deutschland haben Züge keine Verspätung, sondern eine voraussichtliche Ankunftszeit“, twitterte ein Sprecher der SBB einmal, aber das ist auch schon wieder zehn Jahre her. Seither ist alles nur schlimmer geworden. „Deutschlands verspätete Züge verursachen eine Kulturkrise – eine Peinlichkeit‘“ titelte das Wall Steet Journal vergangenen Sommer. Ihr Management hat die Deutsche Bahn nicht nur zum Gespött Europas, sondern der ganzen Welt gemacht. Ein echter Global Player eben.
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Major trends in work at sea. A view from the seagull’s perspective
„‘Major trends in work at sea: outline of a political economy of maritime labour’, written by Jörn Boewe, discusses what a meaningful description of the maritime-industrial-logistic complex could be and outlines some of its key structural features and trends. It provides an overview of the major global players among shipping companies, crewing agencies, port operators and shipyards. It takes an integrated, overall view to define the field, including industries like fishery, off-shore-wind-energy or ship-building and ship wrecking, just to mention some. The long-term trends in the global labour market for seafarers, the global downward spiral in wages and working conditions triggered by the system of ‘flags of convenience’ are portrayed, but also the partially successful efforts of the International Transport Workers’ Federation and national trade unions to stop and maybe reverse the ‘race to the bottom’.“
HANDBOOK OF RESEARCH ON THE GLOBAL POLITICAL ECONOMY OF WORK
Wut und Würde
Um Wut und Würde geht es in zwei Interviews, die Jörn Boewe für den Freitag (04/2024) geführt hat – eines mit Hans-Jürgen Urban vom IG-Metall-Vorstand und eines mit Jana Costas, Professorin für People, Work and Management an der Viadrina-Universität Frankfurt (Oder), die ein halbes Jahr als Reinigungskraft am Potsdamer Platz in Berlin gearbeitet und darüber ein Buch geschrieben hat.
„Wenn die Menschen mit einer schlechten Politik unzufrieden sind“, sagt Urban, “ ist das […] eher positiv als negativ. Selbst Wut kann Positives bewirken. Wichtig ist, dass
der Unzufriedenheit Aufklärung antwortet und dass aus Wut linke Wut wird.“
Das ist nicht weit weg von einer Beobachtung, die Jana Costas reflektiert: „Um zu sagen, ich kann gemeinsam mit anderen etwas verändern, muss ich erst mal das Gefühl haben, ich bin wer und kann etwas sagen.[…] Wenn du permanent nicht als Subjekt wahrgenommen wirst, kostet es ziemliche Kraftanstrengungen, zu sagen: Ja, wir können was verändern, und auch meine Stimme zählt.“
Ab sofort im gut sortierten Zeitungs- und Zeitschriftenhandel.
Zeit und Macht
Arbeitszeit ist eine eine Machtfrage, schreibt Jörn Boewe in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung Der Freitag (48/2023). „Das Thema triggert bei manchen Leuten geradezu hysterische Panikattacken. Von der 40- zur 35- zur 32-Stunden-Woche – wo soll das enden?
Man darf diese Diskursgeplänkel nicht unterschätzen. Zwar hat die Work-Life-Balance in den letzten Jahren an Popularität in den Feuilletons gewonnen. Doch jetzt könnte das Pendel in die andere Richtung ausschlagen. Zu viele Krisen stehen im Raum, deren Ausgang völlig ungewiss ist.“ Ab sofort im gut sortierten Zeitungshandel.
„80 Prozent der Beschäftigten haben noch nie im Leben gestreikt“
„Mitglied einer Gewerkschaft zu sein und zu streiken, ist alles andere als selbstverständlich“, sagt Heiner Dribbusch. „Ohne intensive Einbeziehung und Aktivierung der Beschäftigten geht deshalb gar nichts.“ Jörn Boewe hat den Arbeitskampfforscher für den Freitag (35/2023) interviewt und mit ihm über sein neues Buch gesprochen. >>> mehr >>>
Dr. Heiner Dribbusch (Jahrgang 1954) ist Schreiner und Sozialwissen- schaftler. Von 2003 bis Ende 2019 arbeitete er als Tarif- und Arbeits- kampfexperte beim Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI). Für die jährlichen WSI-Arbeitskampf- bilanzen war er seit 2008 verantwortlich. Im Juli erschien sein Buch STREIK. Arbeitskämpfe und Streikende in Deutschland seit 2000 – Daten, Ereignisse, Analysen beim VSA:Verlag Hamburg.
Major trends in work at sea: outline of a political economy of maritime labour
Working conditions and economic trends in the maritime sector often only refer to seafarers on board merchant ships and dockworkers. This conventional view is no longer appropriate in the face of recent and long-term trends in the maritime economy. To understand what the political economy of maritime labour is, we must first take an integrated, overall view to define the field, including industries like fishery, off-shore-wind-energy or ship-building and ship wrecking, just to mention some.
The article discusses what a meaningful description of the maritime-industrial-logistic complex could be and outlines some of its key structural features and trends. How many employees work “around shipping,” in which fields of activity and under which working conditions? How does the recruitment of maritime personnel work today? It provides an overview of the major global players among shipping companies, crewing agencies, port operators and shipyards. The long-term trends in the global labour market for seafarers, the global downward spiral in wages and working conditions triggered by the system of ”flags of convenience“ are portrayed, but also the partially successful efforts of the International Transport Workers‘ Federation and national trade unions to stop and maybe reverse the ”race to the bottom.”
https://www.e-elgar.com/shop/gbp/handbook-of-research-on-the-global-political-economy-of-work-9781839106576.html