Blackbox Werkvertrag

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Von links: Meinhard Geiken (Bezirksleiter IG Metall Küste), Stefan Puls (Radio Bremen), Andrea Nahles (Bundesministerin für Arbeit und Soziales), Jörn Boewe (Journalistenbüro work in progress). Foto: Peter Bisping

»Werkverträge – wie weiter?« – das war das Thema einer Diskussionsrunde mit Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste, Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger, Christiane Brors, Professorin für Arbeitsrecht an der Universität Oldenburg und Jörn Boewe vom Journalistenbüro work in progress am Freitag auf einer Betriebsrätekonferenz der IG Metall Küste in Bremen.Lohn- und Sozialdumping durch den Einsatz unüberschaubarer Subunternehmerketten ist längst nicht mehr auf die Bauwirtschaft oder Fleischindustrie beschränkt. Auch in industriellen Kernbranchen wie Werften, Windkraftanlagenbau und der Luft- und Raumfahrtindustrie ist Tarifflucht durch zweifelhafte Vertragskonstruktionen wie »On-site-Outsourcing« an der Tagesordnung. Dies ist das Ergebnis einer Recherche des Journalistenbüros work in progress, die in ein jetzt veröffentlichtes Dossier des IG Metall Bezirks Küste eingeflossen ist.

Mit dem Brand in einer Arbeiterunterkunft der Papenburger Meyer Werft im Juli 2013, bei der zwei rumänische Kollegen getötet wurden, kam das Problem erstmals in den Blick der Öffentlichkeit. Erneut gab es Schlagzeilen, als im August vergangenen Jahres hundert griechische Werftarbeiter von ihrem kriminellen Arbeitgeber ohne Geld und Lebensmittel in Mecklenburg-Vorpommern sitzen gelassen wurden. Schnell war von »schwarzen Schafen« und »bedauerlichen Einzelfällen« die Rede. Unsere Recherche zeigt: Die windigen Vertragskonstruktionen, mit denen Unternehmen heute ihre Personalkosten senken, haben längst zur Entstehung regelrechter Parallelwelten der Arbeit geführt. Tarifliche und gesetzliche Standards werden auf breiter Front systematisch unterlaufen.

Doch es gibt Möglichkeiten, daran etwas zu ändern. Was man dafür braucht? Eine starke gewerkschaftliche Organisation im Betrieb, Betriebsräte, die ihre Mitbestimmungsrechte kennen und durchsetzen und eine wache demokratische Öffentlichkeit, die menschenunwürdige Zustände nicht schulternzuckend hinnimmt, sondern skandalisiert, was skandalisiert gehört.