Ein Kreuz für den Streik

Die Pflegekräfte am Berliner Uniklinikum Charité entscheiden seit Dienstag per Urabstimmung über einen Arbeitskampf. Ergebnis soll am 5. Juni vorliegen. Es geht um mehr Personal.

Von Jörn Boewe und Johannes Schulten, taz Berlin, 27. Mai 2015

Unbesetzte Stellen, unzählige Überstunden, keine Pausen – die Klagen derjenigen, die ihre Stimme abgegeben haben, ähneln sich: „Ich haben momentan 119 Überstunden und das bei einer zwei-Drittel-Stelle“, sagt eine Krankenschwester, die auf einer Kinderstation arbeitet.

Nach Gewerkschaftsangaben müssen sich 75 Prozent der Verdi-Mitglieder für die Arbeitsniederlegung aussprechen. Niemand hier an der Wahlurne zweifelt an diesem Morgen, dass das Quorum erreicht wird. „Der Leidensdruck auf allen Stationen ist enorm“, sagt ein Pfleger.

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Tarifwerker mit Draht zur Belegschaft

Sie stellen Weichen in den Tarifrunden, sind beteiligt an den Ergebnissen, übernehmen Verantwortung. Wir stellen vier ehrenamtlich aktive Gewerkschafter/-innen vor – aus ver.di, GEW, IG Metall und NGG –, die über unsere Arbeitsbedingungen mitbestimmen.

Von Jörn Boewe und Johannes Schulten, Magazin Mitbestimmung, Ausgabe 4+5/2015

4917 Tarifverträge wurden im vergangenen Jahr abgeschlossen und im Tarifregister des Bundesministeriums für Arbeit eingetragen. Fast zwei Drittel davon sind Firmentarifverträge, laut dem Böckler-Tarifarchiv. Doch wie kommen diese Vereinbarungen eigentlich zustande? Sicher: Jeder kennt die Fernsehbilder von Verhandlungsrunden, die manchmal bis in die frühen Morgenstunden andauern, Bilder von Warnstreiks, wenn sich am Verhandlungstisch nichts mehr bewegt, und von den Verhandlungsführern, die am Ende doch ein Ergebnis vor den TV-Kameras verkünden. Aber bevor es so weit ist – wer entscheidet darüber, was genau in so einer Tarifrunde gefordert wird? Und darüber, ob das Angebot der Arbeitgeber nun angenommen oder abgelehnt wird? Weiterlesen

„Das ist unser Haus“

Schließung oder Zukunft? Bis Mittwoch entscheidet der ver.di-Gewerkschaftsrat über die Zukunft des Instituts für Bildung, Medien und Kunst in Ostwestfalen

(…) Im Teutoburger Wald liegt das Institut für Bildung, Medien und Kunst – eine von zehn Bildungsstätten der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. 1954 bauten es die Mitglieder des grafischen Jugendvereins der örtlichen IG Druck und Papier auf – als Erholungs- und Schulungsheim in Lage-Hörste, einem Ort der vielen Gewerkschaftern ein Begriff ist.
14271132682_817d202dcc_z Seitdem ist viel passiert. Die „DruPa“ ging 1985 in der IG Medien und 2001 in ver.di auf, ganze Berufsgruppen wie die kampfstarken Setzer sind verschwunden. Heute krempeln digitale Revolution und Internet die Medienlandschaft um, die Auflagen der Tageszeitungen sinken, und niemand weiß, welches Schicksal den Druckern winkt. Doch zwei Dinge sind geblieben: Hörste ist immer noch ein Zentrum der Reflexion und Strategiediskussion für die Beschäftigten der Druck-, Papier- und Verlagsbranche. Und es ist immer noch ein Ort, wo große gesellschaftspolitische Themen auf der Agenda stehen: „Einführung in die Kritik der politischen Ökonomie“, „Teufelstanz auf dem Finanzparkett“ heißen die Seminare oder „Gegenentwürfe: Rückeroberung der Kommunen durch die Bürger“. Weiterlesen

Hegemonie – ein Lehrstück

Seit nunmehr zwei Jahren dauert der Streik bei Amazon an. Unter dem Titel „Hegemonie – ein Lehrstück“ analysieren wir in der Wochenzeitung der Freitag Hintergründe und Perspektiven eines Arbeitskampfes, in dem es um nicht mehr und nicht weniger als die Zukunft der Arbeitsbedingungen im Handel geht. Zukunftsweisend ist der Konflikt auch wegen der von beiden Seiten – Gewerkschaft und Unternehmen – eingesetzten Methoden des „Organizing und Counter-Organizing“. Und nicht zuletzt ist der Amazon-Streik ein Paradebeispiel für die Notwendigkeit, „multinationale Konzerne und globale Wertschöpfungsketten als Ganzes in den Blick zu nehmen“ (IG Metall-Vorsitzender Detlef Wetzel).